Geologie Pfunders

Das Gemeindegebiet von Vintl wird von der Pustertal-Linie, einem Teilstück einer langgezogenen tektonischen Bruchlinie, der Periadriatischen Naht, in west-östlicher Richtung durchschnitten. Die Streichrichtung der Hauptgesteinsserien verläuft parallel zu dieser Linie, so dass das Pfunderertal eine ganze Serie verschiedener Gesteinsformationen durchschneidet. Im Süden schiebt sich das Südalpin in Gestalt des Getzenberges bis an die Talfurche des Pustertales heran. Er gehört dem Deckensystem des Brixner Quarzphyllits an, ein karbonatfreies, bleigraues bis blaugraues Sedimentgestein aus dem Paläozoikum. Daran schließen sich im Norden die noch zum Südalpin gehörenden Schichten des Brixner Granits an, granitische Plutonite aus dem Zeitalter des Perms. Ihr nördlicher Rand bildet zugleich die Bewegungsfuge der Periadriatischen Naht und weist deutlich ausgeprägte Zerreibungs- und Schleifspuren (Mylonite) auf. Parallel dazu ist im Tertiär der Granitkeil des Rensengranits als ein bis 1 km breiter westost verlaufender Gebirgsstreifen in dieses Gefüge eingedrungen.

Das Ostalpin ist in einem relativ schmalen Streifen zwischen Weitental und der Ortschaft Pfunders in Gestalt der „Alten Gneise“ vertreten. Die Grenze wird von den Gräben des Stoller und des Margener Baches oberhalb von Weitental in etwa vorgezeichnet. Die ostalpine Decke besteht hier in der Hauptsache aus kristallinen Schiefern, vor allem aus Paragesteinen (ehemalige Sedimentgesteine) und aus Orthogesteinen mit Quarz, Feldspat und Glimmern (von ehemaligen magmatischen Schmelzen abstammend).

Tauerngneis im Weitenberger Wildbach

Die Grenzlinie zum anschließenden penninischen Tauernfenster verläuft vom Schellenberg in der Nähe der Furkelscharte ins Tal hinunter Richtung Pfunderer Pfarrkirche und streicht anschließend die Hänge querend oberhalb der Ast-Alm vorbei zum Passenjoch (2.408 m) hinauf. Kalkglimmerschiefer und Kalkphyllite, die den Bündnerschiefern im Bereich des Engadinerfensters in Graubünden entsprechen, bilden die bis hinter Dun reichenden Schichten der Oberen Schieferhülle. Grüngesteine, vor allem Chloritschiefer und in geringerem Ausmaß Serpentine sind als metamorphe Schubeinschlüsse an vielen Stellen der Oberen Schieferhülle empor gepresst worden. Sie streichen als mächtiger Keil von Pfitsch her kommend über die Grabspitze (3.059 m) und der Faßnacht (2.537 m) immer schmaler werdend nach Osten. Grünschieferzüge gibt es im westlichen Weitenberg und südlich der Steinlerbergscharte, wo sie über die Paulscharte in die Bergflanken hinunterreichen. Auf der gegenüberliegenden Talseite stecken südlich des Dengelsteins schollenartige Kleinvorkommen von Serpentin. Dort wurde dieser teils schieferig-faserig ausgeformte, teils massig und sogar talkig vorkommende „griene Marbel“ aus Pfunders ab 1722 abgebaut.

An diese keilförmigen Ausläufer der Grüngesteine schließt die hochkristalline und mineralienreiche Untere Schieferhülle an, die vor allem aus kalkfreien Schiefern besteht. Sie liegt auf dem tektonisch tiefsten Deckensystem des Tauernfensters auf, auf dem Zentralgneis des Tauernkerns. Dieser berührt das Gemeindegebiet nur noch am Rande. Ein schmaler Streifen des Zentralgneises ist in der Unteren Schieferhülle eingebettet und zieht sich von der Eisbruggspitze nördlich des Tschirn vorbei bis zum Sente-Kar hinüber. Das Gestein ist auffallend hell und besteht vorwiegend aus granitischem, gelegentlich auch aus tonalitischem Orthogestein. Man kann den Verlauf dieser hellen Tauerngneisausläufer sogar recht gut auf Google Earth beobachten.